Immer wieder gibt es kritische Stimmen, bzgl. Palmfett in Lebensmitteln. Was ist Palmfett, bzw. Palmöl überhaupt, wo wird es verwendet und warum wird die Verwendung von Palm kritisch gesehen?
Was ist Palmfett?
Palmöl, bzw. Palmfett wird aus der Ölpalme gewonnen. Die Ölpalme wäschst in tropischen Regionen, nahe dem Äquator. Palmfett kann als Sammelbegriff für Palmöl (aus dem Fruchtfleisch) und Palmkernöl (aus dem Palmfrucht) verwendet werden.
Eine Ölpalme hat gegenüber anderen Ölen, wie bspw. Sojaöl, oder auch Raspöl den Vorteil, dass es deutlich ertragreicher ist. Somit ist Palmfett für die Lebensmittelindustrie kostengünstig bei der Herstellung von Lebensmittelprodukten.[1]
Neben Produkten der Lebensmittelindustrie, wird Palmfett auch für die Herstellung von Kosmetika, Putzmitteln und Kraftstoff, speziell Biodiesel verwendet. Kurz gesagt: Palmöl ist allgegenwärtig. Nebenbei beschert das Pflanzenöl den Konzernen nebenbei riesige Gewinne zu Lasten von Kleinbauern und Tieren und Klima.[2]
Warum ist Palm kritisch?
Palmfett wird aus zwei Gründen kritisch gesehen. Zum einen die industrielle Verarbeitung und zum anderen die Anbauregion von Palmölplantagen.
Industrielle Verarbeitung
Wie bei allen Ölen, darf auch Palmöl nicht über 200 °C erhitzt werden. Bei einer Erhitzung über dieser Grenze werden sonst krebserregende Stoffe gebildet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die natürliche Verwendung nicht per se gesundheitsschädlich ist.
Bei der industriellen Verarbeitung von Palmfett kann hingegen eine Erhitzung auf über 200 °C nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Weiter entstehen bei der Raffination und Härtung von Palmöl bestimmte Fettbestandteile die als Risikofaktor gelten:[3]
- Glycidyl-Fettsäureester (GE)
- 2-Monochlorpropandiol (2-MCPD)
- 3-Monochlorpropandiol (3-MCPD)
Glycidyl-Fettsäureester und 3-MCPD gelten als krebserregend. 2-MCPD wurde bisher noch nicht hinreichend untersucht. Um sich hier zu schützen, ist eine Minimierung des Konsums dieser Fettbestandteile empfehlenswert.[4]
Zu der krebserregenden Gefahr, sind sich Mediziner einig, dass Palmöl auch als Risikofaktor für Gefäßerkrankungen und Diabetes gilt. Empfohlen wird als gesunde Alternative Walnuss und Leinöl.[5]
Anbauregion von Palmölplantagen
Seit 1981 gibt es einen rasanten Anstieg der Anbauflächen von Palmölplantagen. Lag 1985 die Anbaufläche bei noch 4,08 Mio. ha, liegt diese 40 Jahre später (2021) bei bereits 28,89 Mio. ha.
Das ist eine Steigerung innerhalb von 40 Jahren von 608 %.
Den größten Anteil der Palmölplantagen hat dabei mit 52 % (15 Mio. ha) Indonesien, gefolgt von Malaysia (5,15 Mio. ha) und Nigeria (3,94 Mio. ha).[6]
Jahr | Anbaufläche | Wachstum | Wachstum p. a. | Wachstum kum | Steigerung ggü. 1981 |
---|---|---|---|---|---|
1981 | 4,08 Mio. ha | ||||
1991 | 6,77 Mio. ha | 2,69 Mio. ha | 0,27 Mio. ha | 2,69 Mio. ha | 66 % |
2001 | 10,85 Mio. ha | 4,08 Mio. ha | 0,41 Mio. ha | 6,77 Mio. ha | 166 % |
2011 | 20,37 Mio. ha | 9,52 Mio. ha | 0,95 Mio. ha | 16,29 Mio. ha | 399 % |
2021 | 28,89 Mio. ha | 8,52 Mio. ha | 0,85 Mio. ha | 24,81 Mio. ha | 608 % |
Indonesien und Malaysia sind Staaten die aus vielen einzelne Inseln bestehen (Indonesierin > 17.000 und Malaysia > 800). Auf den Inseln wachsen (noch) tropische Regenwälder.[7]
Für den Anbau von Palmölplantagen wird der für das weltweite Klima wichtige Regenwald gerodet. Das hat unter anderem Folgen die nicht selten ausgeblendet werden.
Durch die Regenwaldrodung verschwindet einer der wichtigsten CO2-Speicher. Zudem verlieren Tiere und Indigene Völker ihren Lebensraum, bzw. werden vertreiben.[8]
Aus ihrem Lebensraum werden laut WWF speziell Orang-Utans und Tiger verdrängt. Der WWF möchte mit seiner Aufklärung zu einem bewussten Konsum vom Palmfett beitragen. Reduktion und nicht der Austausch zu einem Alternativprodukt ist das Zauberwort vom WWF.
Dadurch, dass die Ölpalme gegenüber Alternativen sehr ertragreich ist, würden Alternativen die Situation rund um den Äquator möglicherweise eher verschlimmern. Das gilt nur, wenn sich der Konsum und somit die Industrieproduktion nicht verändert. Für den WWF gilt: „Egal ob Palmöl, Kokosöl, Raps- oder Sonnenblumenöl, es führt kein Weg daran vorbei, den Anbau umwelt- und sozialverträglicher zu gestalten“.[9]
Wo wird Palm verwendet?
Palmöl gilt in der EU als Importware und wird in Tonnen (t) gezählt.
Palmöl in der Lebensmittelindustrie
Gegenüber Butter, als tierisches Fett hat Palmfett für die Lebensmittelindustrie den Vorteil, dass es als pflanzliches Fett länger haltbar ist. Zudem besitzt Palmfett, wie auch Kokosfett bei Zimmertemperatur eine feste Konsistenz. Palmfett wird in der Lebensmittelindustrie primär für Produkte verwendet die eine gute Streichfähigkeit brauchen.[10] Dazu gehören neben Margarine und Schokocremes auch Babynahrung, Fertiggerichte, Kekse und Schokolade.[11]
Sobald Palmfett in einem Produkt der Lebensmittelindustrie verwendet wird, ist es seit 2014 verpflichtend dies kenntlich zu machen. Das passiert wie üblich über die Zutatenliste.[12]
Die Nutella-Rechnung
Die Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gibt eine tägliche Höchstgrenze für 3-MCPD und deren Fettsäureester raus. Demnach gilt eine Menge von 0,8 Mikrogramm pro kg Körpergewicht als gesundheitsschädlich.
Mit Beginn des Jahres 2021 wurde eine Begrenzung von 3-MCPD-Fettsäureester in verschiedenen Lebensmitteln eingeführt.[13]
Gerne hätte ich eine Berechnung gemacht in er hervorgeht wieviel Gramm Nutella unbedenklich bezogen auf Palmfett verzehrt werden kann. Eine Anfrage bzgl. des prozentualen Anteils von Palmfett bei Ferrero wurde wurde beantwortet, leider nicht mit der gewünschten Information. Ferrero begründet eine Nichtauskunft mit dem Rezepturgeheimnis.
Dadurch, dass die größten Bestandteile in der Zutatenliste zuerst genannt werden, ist bekannt, dass Palmfett nach dem Zucker den zweitgrößten Anteil ausmacht. An Dritter Stelle kommen die Haselnüsse mit 13 % Anteil. Das bedeutet, dass Palmfett mehr als 13 % ausmacht. Sobald es weitere Informationen gibt, werden diese an hier ergänzt.
- Nutella – Ferrero – 400 g (openfoodfacts.org)
- https://de.openfoodfacts.org/produkt/3017620422003/nutella-ferrero
Beispiele – Hier ist Palm entahlten
Fazit – So kann auf Palm in der Küche verzichtet werden
Wer sich nach dem NOVA-Konzept ernährt, bzw. frische, regionale Lebensmittel in der heimischen Küche verwendet, verzichtet automatisch weitestgehend auf Palmfett – Ohne dies primär in den Fokus zustellen.
Auf über 300 Seiten zeigen wir im Buch Gesunde Ernährung auf, dass man beim frisch backen und kochen sogar deutlich Geld sparen kann.
Unsere Empfehlung deckt sich u. a. mit der Einschätzung der AOK.[14]
Quellen
[1] https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/was-sie-ueber-palmoel-wissen-sollten/
[2] https://www.regenwald.org/themen/palmoel/fragen-und-antworten
[3] https://ecodemy.de/magazin/was-ist-palmoel/
[4] https://sgs-institut-fresenius.de/gesundheit-und-ernaehrung/lebensmittelbranche/lebensmittelanalysen/rueckstaende-kontaminanten/3-mcpd-glycidyl-fettsaeureester
[5] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Palmoel-Produkte-mit-dem-umstrittenen-Fett-vermeiden,palmoel104.html
[6] https://www.proplanta.de/statistik/%C3%B6lpalmenanbaufl%C3%A4che_weltweit_1961-2019-uebersicht_chart1637683947.html
[7] https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/raubbau-palmoel
[8] https://ecodemy.de/magazin/was-ist-palmoel/
[9] https://www.wwf.de/themen-projekte/landwirtschaft/produkte-aus-der-landwirtschaft/palmoel/
[10] https://www.alnatura.de/de-de/magazin/palmoel-faq/
[11] https://www.ndr.de/ratgeber/verbraucher/Palmoel-Produkte-mit-dem-umstrittenen-Fett-vermeiden,palmoel104.html
[12] https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/waelder/waelder-erde/raubbau-palmoel
[13] https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/was-sie-ueber-palmoel-wissen-sollten/
[14] https://www.regenwald.org/themen/palmoel/fragen-und-antworten
https://www.aok.de/pk/magazin/ernaehrung/lebensmittel/was-sie-ueber-palmoel-wissen-sollten/