Gesunde Ernährung und ein bewusster Lebensstil

Der Bürgerrat und die Zuckersteuer

Gesunde Ernährung

Die Ergebnisse des Bürgerrats sind ernüchternd

Der in der Bundesrepublik im Jahr 2023 gegründete Bürgerrat „Ernährung im Wandel“, bringt leider nichts neues auf dem Tisch. In den Medien wird darüber berichtet, dass auch die Einführung einer Zuckersteuer thematisiert wurde.

Fördern statt Fordern – neuer Steuerkurs für Lebensmittel

Die verpflichtende Einführung der Zuckersteuer wird wie in der deutschen Bundespolitik auch vom Bürgerrat „Ernährung im Wandel“ abgelehnt. Die Medien verkaufen diese Entscheidung als positiv, da ein Entwurf der Bundesregierung abgelehnt wurde der eine Zuckersteuer explizit ausschließt. Die Gefahr vom vielen Zucker wurde zumindest auch im Bürgerrat erkannt. „Wir empfehlen auch eine Neuklassifizierung des Grundnahrungsmittels Zucker. Der Rohstoff Zucker, egal aus welcher Ursprungs- oder Herstellungsform, soll nicht mehr als Grundnahrungsmittel klassifiziert sein und somit die Mehrwertsteuer auf 19 Prozent angepasst werden.“[1]

Zuckersteuer, dass sagen die Experten

Der AOK-Bundesverband, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) forderten im Oktober 2020 in einer gemeinsamen Presseerklärung von der Bundesregierung weitere Maßnahmen, um den hohen Zuckerkonsum zu senken. Statt freiwilliger Vereinbarungen forderten sie eine Zuckersteuer auf gesüßte Erfrischungsgetränke und ein Werbeverbot für ungesunde, das heißt überzuckerte und hochkalorische Kinderlebensmittel. Zudem bewerten die drei Verbände die Zwischenergebnisse des Produktmonitorings in einem Punkt sehr kritisch: „Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie in Deutschland wurde der Zuckergehalt bei regulären Limonaden durchschnittlich nur um 0,16 Gramm von 9,08 Gramm Zucker pro 100 Milliliter auf lediglich 8,92 Gramm gesenkt. Das sind nicht einmal zwei Prozent. Ähnlich sieht es bei Cola- und Colamix-Getränken aus.“[2] Erforderlich sei eine Senkung um mehrere Gramm, nicht Milligramm. Denn: „Kinder und Jugendliche trinken im Durchschnitt bis zu einem halben Liter zuckergesüßte Erfrischungsgetränke pro Tag.“[3]

Ein halber Liter Limonade enthält also selbst nach der Reduktion im Durchschnitt noch 44,6 Gramm Zucker. Damit nehmen die Kinder und Jugendlichen schon mehr als die empfohlene Zuckerhöchstmenge laut WHO auf.


Warum steckt in so vielen Produkten überhaupt Zucker?

Zucker ist zum einen ein wichtiger Geschmacksträger. Das wird jeder Koch bestätigen können. Doch jeder Koch weiß auch, wie viel des weißen Goldes er verwendet. Wer sich überwiegend von industriell verarbeiteten bzw. hochverarbeiteten Produkten ernährt, wird dagegen schnell den Überblick verlieren. Außerdem liegt der Verdacht nahe, dass weniger erwünschte Geschmacksanteile durch den geschmacklich dominierenden Zucker überdeckt werden. Zum anderen wird Zucker auch als Füllstoff verwendet, da er billig und einfach erhältlich ist und kostenintensivere Zutaten ersetzt. Das zeigt: Zucker erfüllt bei den industriellen Produkten nicht nur die Funktion, Produkte süßer zu machen. Lauter Argumente, die mir zu denken geben.

Tatsächlich landet die große Mehrheit – 80 Prozent – der Zuckerproduktion nicht in der Zuckertüte, sondern in den Produkten der Lebensmittelindustrie und des Handwerks (Bäckereien etc.). Eine beeindruckende Zahl, finde ich.[4]

Für welche Produkte wird der Zucker verwendet?

Zuckerverwendung 2020/21Anteil
Haushaltszucker12 %
Industrieller Absatz (Non-Food-Bereich)9 %
Backwaren15 %
Bier, Spirituosen1 %
Brotaufstriche, Obst, Gemüsekonserven6 %
Erfrischungsgetränke, Fruchtsäfte, Obstwein15 %
Sonstige Produkte14 %
Speiseeis und Milcherzeugnisse7 %
Süßwaren19 %
Wein, Sekt1 %
Nähr- und Backmittel1 %

Fazit

Die Ablehnung der Zuckersteuer und stattdessen eine geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Zucker trifft und fördert im Umkehrschluss die falschen.

Eine erhöhte Mehrwertsteuer kann der Lebensmittelindustrie vollkommen egal sein, da dies für die Industrie ein durchlaufener Posten ist und die eigene Produktion oder den Verkaufspreis im Supermarkt in keiner Weise verändern wird.

Wie zu erkennen ist, wird nur der geringste Anteil vom gesamten Zucker in den privaten Haushalten verbraucht. Wer selber backt und kocht, kann seinen eigenen Zuckerkonsum steuern. Wenn das frisch zubereiten nun teurer wird, greift der ein oder andere Verbraucher dann ggf. doch lieber zum ungesunden Fertigprodukt. Das klingt schon fast nach einer bewussten Fehlsteuerung. Eine politische Steuerung uns Verantwortung sieht meiner Meinung nach anders aus.

Wie kann es eigentlich zu einer Beschlussvorlage von der Bundesregierung kommen, die eine Zuckersteuer explizit ausschließt? Immerhin kündigte der Ernährungsminister Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) im Januar 2022 an, verbindliche Reduktionsziele einführen zu wollen.



Quellen

[1] https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/zuckersteuer-100.html

[2] https://www.bvkj.de/politik-und-presse/nachrichten/2-2020-10-27-aok-bvkj-und-ddg-fordern-gesetzgeberische-massnahmen-zur-zuckerreduktion

[3] https://www.bvkj.de/politik-und-presse/nachrichten/2-2020-10-27-aok-bvkj-und-ddg-fordern-gesetzgeberische-massnahmen-zur-zuckerreduktion

[4] https://www.zuckerverbaende.de/zahlen-fakten/deutschland/


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